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2. Installation des Servers

2.1 Hardwarevoraussetzungen

Bevor Sie loslegen, müssen Sie darauf achten, dass die Hardware ihres zukünftigen Servers auch zu Linux und zu diesem Server passt. Dabei ist in der folgenden Liste keine exotische Hardware aufgeführt, sondern es handelt sich um typische Standardkomponenten eines PCs.

Bitte beachten Sie beim Zusammenstellen der Server-Hardware unbedingt darauf, nichts Überflüssiges einzubauen. Eine Soundkarte wird ebensowenig benötigt wie eine Maus. Im Gegenteil: Beides kann bei der Installation Probleme bereiten, die sich durch das Abspecken der Hardware leicht vermeiden lassen.

Unter Linux gilt allgemein: Je neuer eine Hardwarekomponente ist, desto geringer die Chance, dass Linux sie unterstützt. Es liegt daran, dass nicht alle Hardwarehersteller Linux selbst unterstützen. Die Treiber werden zumeist von freiwilligen Programmierern zu einem Zeitpunkt entwickelt, wenn die Hardware schon eine Weile auf dem Markt ist. Dabei ist die Unterstützung von Seiten der Hardwarehersteller sehr unterschiedlich: Einige, wie z.B. 3COM haben die notwendigen Angaben gern zur Verfügung gestellt und damit zur Entwicklung sehr leistungsfähiger Treiber beigetragen; andere wie z.B. IOMEGA geben sich sehr bedeckt: Der Treiber für das beliebte ZIP-Drive musste aufwendig "abgelauscht" werden.

Die Hardware, Sie brauchen:

CPU mindestens 486DX-33 (mit Coprozessor!)
empfohlen: Pentium
Als problematisch bekannt sind einige IDT WinChip-Prozessoren und Cyrix Pentium(M1)-Nachbauten
RAM mindestens 16MB
empfohlen 32MB für kleinere Netze, 64MB für größere Netze oder bei sehr schnellen Client-Rechnern
Festplatte ab 1,0 GB
empfohlen 4 GB, IDE oder SCSI*
Diskette

3,5" – 1,44 MB Laufwerk, bootfähig

CD-ROM IDE-ATAPI-Laufwerk oder SCSI-CDROM-Laufwerk*
SCSI optional;
unterstützt werden folgende Controller: Adaptec AHA-1542, AHA-274x/284x/294x, NCR 53c7/8xx
Grafik VGA-Karte, notfalls EGA, mit entsprechendem Monitor (14" ausreichend)
IO Parallele Schnittstelle für Drucker,
1 bis 2 serielle Schnittstellen für Maus, Modem oder USV
Netzwerkkarte Empfohlen: PCI-Netzwerkkarten.
Unterstützt werden: NE1000/2000 und kompatible, 3COM Etherlink-Familie (3C509, 3C59x, 3C90x), DEC Etherworks III (DE203/204/205), Intel Etherexpress /Pro10/Pro100, Realtek 8139-PCI (100MBit), SMC Ultra und EtherEZ, SMC EtherPower II, DEC 100MBit-Karten (Tulip-Chipsatz), WD 8003/8013 und kompatible
ISDN optional, aber empfohlen: Einbau-Karte;
unterstützt werden: Teles S0 8.0/16.0/16.3/16.3PnP**/16.3c-PnP**, Fritz!Classic, Fritz!PnP**, Fritz!PCI, Elsa PCC-16/Quickstep 1000, ITK Columbus One, Eicon.Diehl Diva/PCI, Dynalink 128K PnP**, Sedlbauer Speed Card**/PCI

* SCSI in Verbindung mit passendem Controller; Festplatte und CD-Laufw. müssen vom gleichen Typ sein.
** PnP-Karten nach entsprechender Einrichtung (siehe Kapitel 3.1)

Wenn Sie Plug & Play-Karten einsetzen, so müssen diese erst konfiguriert werden. Vermeiden Sie gerade bei Netzwerkkarten solche mit Plug & Play – Funktion. Vielfach läßt sich mit dem auf Diskette mitgelieferten Konfigurationsprogramm unter DOS die Plug&Play-Funktion abschalten und stattdessen die Portadresse und der Interrupt fest einstellen. Wenn Sie ein System mit zwei IDE-Anschlüssen haben, schließen Sie das CD-ROM am besten an den zweiten Port an. Wichtig (!), notieren Sie sich am besten alle Hardwareangaben! Sie werden diese noch brauchen.

Arbeitsblatt

Meine Hardware:
Hardware Meine Angaben Beispiel
CPU + Speicher CPU-Typ:
RAM:
Pentium P100
32 MB
SCSI Controller:
Port-Adr:
IRQ:
AHA-2942UW
PCI-EC00
15
Festplatte Typ: (E)IDE / SCSI
C/H/S:
Anschluss:
EIDE- IBM 6,4GB
784/255/63
Master IDE-1
CD-ROM Typ:
Anschluss:
Cyberdrive 24X
Master IDE-2
Netzwerkkarte Typ:
Port-Adr.:
IRQ:
3C509
0x300
11
ISDN-Karte Typ:
Port-Adr.:
IRQ:
Mem:
Teles 16.0
0xd80
12
0C000
Parallel-Port Port-Adr:
IRQ:
0x378
7
COM-Port Port-Adr:
IRQ:
  0x3F8
4
0x2F8
3

Beachten Sie: Kein IRQ darf unter Linux doppelt vergeben werden! Auch Port-Adressen dürfen nicht doppelt benutzt werden.

2.2 Erstellen der Startdiskette

Sie brauchen dazu einen beliebigen Rechner mit DOS, Windows 95/98 oder OS/2 mit DOS-Emulation. Unter Windows NT funktioniert das Setup-Programm im allgemeinen nicht, weil es direkten Zugriff auf das Diskettenlaufwerk haben muss. Profis können auch mit "dd" unter Linux arbeiten.

Legen Sie die CD-ROM in das entsprechende Laufwerk, wechseln auf dieses Laufwerk und rufen setup.exe auf! Legen Sie eine fehlerfreie, formatierte Diskette in ihr 3,5"-Laufwerk ein. Das Setup-Programm ist ein DOS-Programm, das Sie nun nach den Laufwerksbuchstaben von Diskette und CD-ROM fragt. Anschließend erzeugt es aus einer Datei die Linux-Startdiskette. Es ist normal, dass der DOS-Rechner anschließend diese Diskette als nicht formatiert erkennt. Die Diskette wird in einem besonderen Format beschrieben, damit Linux davon booten kann.

Das eine formatierte Diskette notwendig ist, hat einen einfachen Grund: Das Setup-Programm prüft zuvor die richtige Größe der Diskette ab: 720KB-Disketten gehen nicht. Ebenso werden Überformate abgelehnt. Achten Sie darauf, eine fehlerfreie Diskette zu benutzen. Viele Start-Probleme sind auf schlechte Disketten zurückzuführen. Nutzen Sie hier wirklich einmal Marken-Disketten.

Mit der soeben erzeugten Startdiskette gehen Sie nun an den zukünftigen Kommunikationsserver.

2.3 Grundinstallation des ODS-Kommunikationsservers

Der zukünftige Server muss den Hardwarevoraussetzungen nach Kapitel 2.1 entsprechen. Insbesondere CD-ROM-Laufwerke, die an speziellen Anschlusskarten angeschlossen sind, funktionieren nicht! Ein ATAPI-Laufwerk ist für weniger als 100.-DM zu haben und erfüllt später auch noch andere Aufgaben im Server: Die Investition lohnt sich!

Wenn Sie den Server auf einer SCSI-Platte einrichten wollen, muss die Festplatte zumindest eine Partition enthalten, damit der Server sie richtig erkennt. Legen Sie auf einer neuen Festplatte also eine beliebig große Partition an, am einfachsten, in dem Sie einmal ein DOS (z.B. Caldera-Open-DOS) installieren. Damit sehen Sie bei einem neuen Server gleichzeitig, ob die Hardware auch richtig funktioniert. Bei IDE-Platten kann dieser Schritt eventuell entfallen. Festplatte und CD-Laufwerk müssen den gleichen Interface Typ -IDE, oder -SCSI nutzen.

Tragen Sie die Festplattendaten am besten fest ins BIOS ein, damit Sie stets mit gültigen Parametern arbeiten; sonst wird ihr Server eventuell nicht bootfähig! Legen Sie jetzt außerdem fest, dass der Server von der Diskette bootet (Boot-Reihenfolge A: - C:) .

Legen Sie jetzt die erstellte Startdiskette ins Diskettenlaufwerk und die CD ins (logisch erste) CD-ROM-Laufwerk ein. Starten Sie den Rechner mit RESET bzw. schalten Sie den Rechner ein. Beim Start sehen Sie kurz die Meldung "Loading.....", dann startet der Rechner ein Linux vom Diskettenimage und versucht die CD einzuklinken. Wenn das erfolgreich war, sehen Sie ein erstes Menü: "ODS-Server-Installation" sowie die Auswahl zwischen: "alles" mit "Alles völlig neu aufbauen" und "boot" mit "System wieder startfähig machen".

Installationsmenue
Abbildung 1: Installationsmenü

Dieser zweite Punkt hilft bei einem beschädigten System, den Server wieder bootfähig zu bekommen. Dabei werden der Kernel und der Boot-Lader, sowie einige zugehörige dateien auf die Platte kopiert und der Boot-Lader LILO wird wieder eingerichtet.

Für die Erstinstallation wählen Sie "alles" aus. Sicherheitshalber werden Sie  nun gefragt, ob Sie das ernst meinen oder die Daten erhalten bleiben sollen. Wenn Sie nun mit "no" antworten, werden alle Daten der Festplatte unwiderruflich gelöscht, damit der ODS-Kommunikationsserver eingerichtet werden kann. Wichtige Daten sollten Sie vorher in Sicherheit bringen! Im folgenden wird die Festplatte neu partitioniert und formatiert. Dann werden die Pakete aus den Archiv-Dateien (*.tgz) auf der Festplatte ausgepackt und eingerichtet. Je nach Rechenleistung des Prozessors, sowie Größe und Geschwindigkeit der Festplatte dauert das zwischen 15 und 30 Minuten.

Neben den eigentlichen Paketen (Slackware) wird einige speziell angepasste Software kopiert. Zuletzt wird der Boot-Lader LILO eingerichtet. Ist der Vorgang abgeschlossen, bekommen Sie die entsprechende Meldung: "Diskette entnehmen und den Server neu starten". Nutzen Sie jetzt einfach RESET und booten Sie den Server. Wenn alles gut gegangen ist, sollte jetzt kurz "LILO" und darauf "boot Kommserver" erscheinen und die Ersteinrichtung beginnt.

2.4 Ersteinrichtung

Sofern bis hier alles gut gegangen ist, begrüßt Sie der Server mit der folgenden Meldung:

Startbildschirm
Abbildung 2: Der erste Startbildschirm

Zuerst geben Sie dem Nutzer sysadm ein Passwort. Merken Sie sich dieses Passwort gut, es ist der Zugang zum Server. Ohne umfangreiches Fachwissen müssen Sie anderenfalls den Server noch einmal neu installieren!

Das Passwort sollte nur aus kleinen Buchstaben und Ziffern bestehen und muss mindestens 5 Zeichen haben. Verwenden Sie aber kein zu leichtes Passwört, damit Sie nicht die Sicherheit des Servers aufs Spiel setzen! Später können Sie dieses Passwort jederzeit ändern.

Dann werden Sie nach dem Domainnamen gefragt, den der Server verwenden soll. Diesen können Sie meist von Ihrem Provider erhalten. Bei Schulen, die das DFN/Winshuttle- Angebot ( www.shuttle.de/infos/support/schulen.html ), bzw. eine Mitgliedschaft im Offenen Deutschen Schulnetz (ODS) nutzen, hat er häufig die Form:

<Schulname>.<Kreis>.<Bundesland>.schule.de

Nehmen wir als Beispiel die Mittelschule Johannstadt-Nord in Dresden, derren Domain lautet:

Domainbeschreibung
Abbildung 3: Aufbau einer ODS-Domain

Haben Sie keine Domain erhalten, tragen Sie zunächst eine beliebige Domain ein, z.B. schule.lokal. Sie können die Angabe später jederzeit korrigieren. Sie ist aber zunächst für die weitere Konfiguration notwendig.

Als nächstes geben Sie den Schulnamen (Organisation) ein. Die Bezeichnung ist frei wählbar, sollte aber höchstens 50 Zeichen lang sein. Diese Angabe wird insbesondere für den E-Mail- und Newsverkehr benötigt. Die folgende Meldung "Aktivieren" können Sie diesmal getrost ignorieren.

Dann wird die erste Netzwerkkarte eingerichtet, damit der Server gleich mit allen notwendigen Netzwerkfunktionen starten kann. Wählen Sie den entsprechenden Kartentyp aus der Liste aus. Das Angebot ist größer, als die Zeilenanzahl im Menüfeld zulässt. Wenn also die Karte nicht gleich dabei ist, rollen Sie etwas weiter nach unten. Je nach Typ der Karte werden Sie noch nach Port-Adresse, IRQ (Interrupt) und eventuell weiteren Angaben gefragt, die Sie exakt eingeben müssen Bestätigen Sie die Vorgaben zu IP-Adresse und Netzmaske, wenn Sie nicht genau wissen, dass Sie andere Angaben brauchen! Auch hier kommt eine Meldung mit "aktivieren", die Sie noch mal ignorieren können.

Als letztes in dieser Runde richtet der Server den Proxy-Cache ein. Das dauert je nach Rechenleistung und Festplatte zwischen 2 und 5 Minuten. Dann erfolgt der erste richtige Start des Servers, wobei in der Regel bereits alle Netzdienste in Betrieb gehen. An der Konsole erscheint:


ODS-Kommunikationsserver    Kernel: 2.0.38     Konsole: tty1

Arktur login:


Melden Sie sich als sysadm an, mit dem gerade vergebenen Passwort. Daraufhin werden die letzten Dienste initialisiert. Der Server ist zur Arbeit bereit. Er begrüßt Sie mit dem Hauptmenü des Servers:

Hauptmenue
Abbildung 4: Hauptmenü des Servers

Damit sind Sie ab sofort in der Lage, den Server zu administrieren. Wir machen nun gleich weiter, indem wir erstmal einen Zugang für "root" schaffen.

2.5 Der Zugang für root

Eine wichtige Aufgabe bleibt: Den Zugang für den Superuser "root" einrichten. Was unter Novell Netware einst sysadmin oder Admin, unter Windows NT "Administrator" heißt, ist in der Unix-Welt "root", zu gut deutsch "Wurzel".

root darf alles, darf aber auch alles kaputtmachen. Seien Sie also vorsichtig, wenn Sie als root am System arbeiten. Leicht beschädigen Sie Ihr System so stark, das es keine Reparatur mehr gibt. -Gut, wenn man dann auf eine Sicherung zurückgreifen kann. Mehr dazu gibt es im Kapitel "Backup".

Manche Dinge müssen von Ihnen aber als root gemacht werden. Insbesondere betrifft das Hardware-Einrichtungen. Deshalb sollten Sie den Zugang nun freigeben, indem Sie ein gültiges Passwort eintragen.

Gehen Sie als sysadm in das Menü "Anwender verwalten" --> "Einzeln" --> "Pass". Dort wählen Sie den Punkt "ALLES" aus und suchen den Nutzer "root". Tragen Sie ein gültiges Passwort ein. Halten Sie es geheim! Es ist der Generalschlüssel zu diesem Server und so schützenswert wie das Geheimwort von zu sysadm.

Anschließend können Sie sich an einer anderen Konsole probeweise als root anmelden. Zu den anderen Konsolen gelangen Sie, indem Sie die Alt-Taste gedrückt halten und eine der Funktionstasten F1-F6 drücken. Sie haben also 6 Konsolen an einem Rechner zur Verfügung. Auf Konsole 10 erscheinen wichtige Fehlermeldungen des Systems, auf Konsole 12 die Meldungen des E-Mail-Systems. Abmelden können Sie sich jederzeit durch Eingabe von exit oder logout.

2.6 Herunterfahren des Servers

Linux ist ein komplexes, mit Datenpuffern arbeitendes Betriebssystem. Wie Sie es von Novell Netware oder Windows 95/98/NT bereits gewohnt sind sein mögen, dürfen Sie auch einen Linux-Server niemals einfach ausschalten! Stattdessen müssen Sie ihn kontrolliert 'herunterfahren'. Linux unterscheidet die Varianten "anhalten" und "neustarten".

Als sysadm finden Sie unter "Nutzen" den Punkt "Ausschalten". Dort können Sie wählen zwischen Anhalten oder Neustart.

Als root gibt es die Befehle "halt" oder "reboot", die das entsprechende bewirken. Daneben führt die Tastenkombination [Strg]+[Alt]+[ENTF] zum Anhalten des Servers.

Sie sehen dann, wie die einzelnen Serverprozesse angehalten werden. Nach etwa einer Minute kommt die Meldung "System angehalten" (bzw. "System halted"). Dann erst können Sie den Rechner gefahrlos ausschalten.

Hinweis: Rechner mit ATX-Netzteilen können nur dann automatisch ausgeschaltet werden, wenn spezielle Optimierungen in den Kernel einkompiliert werden. Ein solcher Kernel wäre aber auf vielen älteren Rechnern nicht lauffähig, so dass der Standard-Arktur diese Option nicht enthält.


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© Reiner Klaproth, 04.03.2000, überarbeitet durch Erwin Flohr, Red. c't, 30.05.2000