Die Free Software Foundation Europe (FSF Europe) wurde 2001 als Schwesterorganisation der Free Software Foundation (FSF) in den USA gegründet, um sich um die Belange Freier Software in Europa zu kümmern.
Dieser Schritt wurde durch mehrere Faktoren bedingt.
Zum Einen ist Freie Software schon lange kein vorwiegend amerikanisches Phänomen mehr, Europa verfügt über eine der stärksten Entwicklergemeinden Freier Software und viele maßgebliche Projekte der letzten Zeit nahmen hier ihren Ursprung.
Zweitens dominiert noch immer das Bild von Software als reinem Wirtschaftsgut, weshalb sie von Politik und Presse als solches behandelt wird.
Dabei transzendiert Software zunehmend das tägliche Leben und wird zum bestimmenden Faktor. Wie auch andere Entwicklungen in der Geschichte der Menschheit wird mit zunehmender Durchdringung des Alltags das Wirtschafts- zum Kulturgut.
Anders als zunächst vergleichbar erscheinende Entwicklungen wie Druckerpresse, Auto oder Telefon, ist Software jedoch rein virtuell. Sie kann nicht nur verlustfrei vervielfältigt werden, diese Vervielfältigung dient ihrer Weiterentwicklung.
Damit unterscheidet sich Software maßgeblich von anderen Phänomenen in der Geschichte der Menschheit; die größten Ähnlichkeiten mit ihrer Entwicklung weisen die Entdeckung von Sprache, Schrift oder Wissenschaft auf.
Es ist essentiell für die Zukunft der Menschheit, dass Software als Kulturgut auch in Zukunft jedem zur Verfügung steht und ähnlich wie anderes Wissen in Bibliotheken bewahrt wird.
Um dies zu gewährleisten, muß ein Umdenken vor allem bei den Entscheidungsträgern der Bevölkerung, den Politikern, stattfinden.
Dieses Umdenken zu bewirken ist eine wesentliche Aufgabe der FSF Europe.
Als dritter Punkt sei die Absicherung Freier Software erwähnt.
Die GNU General Public License und GNU Lesser General Public License der Free Software Foundation sind die weltweit am häufigsten verwendeten Lizenzen für Freie Software.
Damit obliegt es der FSF und FSF Europe, die juristische Sicherheit des größten Teils Freier Software zu gewährleisten.
Viertens basiert der langfristige Erfolg auch auf der praktischen Umsetzung Freier Software.
Daher kümmert sich die FSF Europe parallel mit der FSF um die organisatorischen Belange des GNU-Projekts, fördert und betreibt die Entwicklung Freier Software und unterstützt sowohl Firmen wie auch Privatpersonen bei ihrem Umstieg auf Freie Software.
Und schließlich besitzt Software natürlich ein immenses wirtschaftliches Potential. Um also Freie Software dauerhaft im Bewusstsein zu verankern, ist es notwendig, auch die Wirtschaft mit einzubeziehen.
Dies bedeutet, der Wirtschaft müssen Perspektiven eröffnet werden, ihr Geschäft um und mit Freier Software aufzubauen.
Das Anbieten dieser Perspektiven sowie die Beratung in diesen Belangen ist ebenfalls Aufgabe der FSF Europe.
Weitere Überlegungen zum Thema Freie Software finden sich unter:
http://www.gnu.org/philosophy/philosophy.html
Georg C. F. Greve <greve@gnu.org>, Hamburg, June 23rd 2001